Wenn ein Bremsenwechsel 6:20h dauert, ist etwas faul. So auch bei unserer Aktion.
Angefangen hat alles ganz normal. Das linke Vorderrad war schnell demontiert. Dann den Bremskolben und den -sattel abgebaut, Scheibe gewechselt, neue Klötze drauf und alles wieder in umgekehrter Reihenfolge montieren. Bis dahin lief alles ganz gut.
Die alte Bremsscheibe hatte wirklich ihr Leben ausgehaucht.
Alte Bremsscheibe nur 2 Minuten nach Wasserkontakt.
Als DotDot(..) die Radnuß auf der rechten Seite angesetzt und damit den Bolzen lösen wollte, gab es plötzlich nur ein klirrendes Geräusch und der Schraubenschlüssel rutschte fein säuberlich von der Nuß ab. Mist! Was war passiert?
Eine Radnuß erhält ihre einzigartige Kombination mittels vier ca. 4mm starken „Bölzchen“, die entlang des Umfanges der Radnuß veteilt angebracht sind. Diese Bolzen sind gehärtet, waren bei dem Modell aber noch nicht wie aus einem Guß angebracht, sondern per Bohrung in der Nuß versenkt. Und genau einer dieser Bolzen wollte dann wohl nicht mehr mit uns an einem Strang ziehen und war kurzerhand glatt weggebogen und dann auch weggebrochen.
Das Bild zeigt den speziellen Radbolzen nach seiner „Niederlage“.
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Toll! Was jetzt? Da Dotdot(..) dieses Erlebnis schon einmal mit seinem Polo durch hatte (der Autogott hab` ihn seelig), holte er ganz optimistisch sein Quickgas-Schweißgerät und machte sich an die Arbeit. Die offensichtliche Lösung bestand dahin, daß er eine Mutter auf den fest in der Felge verschraubten Bolzen schweißen wollte, um sie dann mit einem normalen Schraubenschlüssel lösen zu können.
DotDot(..)`s Quickgas-Schweißanlage.
Gesagt, getan. Nach dem Ansetzen des Schraubenschlüssels gab es jedoch nur ein kurzes „Knack“ und die Mutter hatte sich vom Bolzen abgedreht. Es gab nicht genug Material, an dem die Mutter hätte angeschweißt werden können. Mist verdammter!
Nun gut, sowas schreckt uns doch nicht ab. Frisch ans Werk und die Mutter erneut angeschweißt. Und wieder ließ sie sich abdrehen, und wieder, und wieder, und immer wieder. Es war zum Verzweifeln.
Angefangen hatten wir um drei Uhr nachmittags. Dann sollte ein E-Hand – Schweißgerät die Lösung sein. Also haben wir dieses schnell aus der Werkstatt geholt und aufgebaut. Leider mit nur mäßigem (oder gar keinem) Erfolg.
E-Hand – Schweißgerät.
Tja, was nun? Da es bereits halb sieben am Abend war, beschlossen wir, am nächsten Morgen weiter zu machen. Punkt neun Uhr ging es dann auch weiter. Wir hatten unsere Taktik gewechselt und wollten dem Bolzen nun mit gezielten Bohrungen zu Leibe rücken.
Wenn der Kopf des Bolzens möglichst bis hin zum Ende des Kegelbundes ausgebohrt würde, könnten wir ihn anschließend mit einem Ausdreher vom restlichen Gewinde abdrehen. So weit zur Theorie. Die Praxis gestaltete sich dann etwas schwieriger, da der Bolzen sehr widerstandsfähig war.
Das Gewinde der Bolzen (auch des neues Raddiebstahlsicherungssets) hat einen Durchmesser von 12mm. Theoretisch würde ein 11er Bohrer genügen, um die Wandung dünn genug zu bekommen. Ein halber Milimeter Material am Außenrand sollte sich leicht abdrehen lassen. Sollte.
Alles drehen, drücken und drohen half nichts, der Bolzen saß bombenfest. Hmm, was nun? Erst einmal Räder entlasten, restliche Bolzen entfernen und noch einmal messen. Und siehe da, wir konnten noch drei Millimeter bohren, ohne Angst vor einem Durchbruch haben zu müssen. Also los.
Und plötzlich ging alles sehr schnell. Anscheinend hatten die Entlastung durch das Aufbocken, das Entfernen der anderen drei Bolzen und die Vibrationen beim Ausbohren den Bolzen so stark in Schwingung gebracht, daß er sich letztendlich doch noch gelockert hatte. Ich konnte ihn ohne Werkzeug mit der Hand aus der Felge drehen!
Geschafft! Endlich, nach 6 h vergeblichem Bemüen hatte ich den Bolzen endlich in der Hand. Der eigentliche Wechsel von Bremsscheibe und -klötzen war dann wieder in zehn Minuten erledigt. Warum einfach, wenn es auch umstädlich geht :) ?
Hier noch vier Bilder, die die Sache etwas besser darstellen.
Der allein stehende Metallstift hatte die Öffnung richtig gehend ausgebuttert. Da gab es kein Halten mehr.
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Die gegenüber liegende Seite mit ihren drei Öffnungen sah auch nicht wirklich besser aus.
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Durch das vorsichtige Aufbohren des Bolzeninneren bildete sich die im Bild sichtbare kleine Beule (am unteren Ende des Kegelstumpfes), die den Bolzen dazu drägte, sich im Gewinde der Radaufnahme zu lockern.
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Zum Glück wurde beim Bohren die Wand des Bolzens nicht durchbrochen. Sonst wäre es zu weiteren Problemen, verbunden mit Kosten, gekommen.
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Letztendlich hat dann doch noch alles geklappt. Die Bremsen sind nach dem Fahrsicherheitstraining am Sachsenring (bald mehr dazu) ordentlich angebremst und greifen wieder zuverlässig. Da konnte ich doch noch etwas Geld sparen.
Ein großer Dank geht an die Firma Nagelschmidt aus Leverkusen, die mir in Windeseile eine Ersatz-RDS zugeschickt hat! Dies war echter Service von feinsten. Eine Ersatznuß kostet normalerweise 20 Euro zzgl. Versand. Ein neues Komplettset mit vier kodierten Bolzen und einer passenden Nuß kostet bei den Kollegen mit den drei Buchstaben 35 Euro. Bei der Firma Nagelschmidt kostete ein neues Set inklusive einer passenden Ersatznuß ganze 30 Euro. Nach der Bestellung am Donnerstag frü und einem Bittfax am Freitag hielt ich Samstag, 12 Uhr das Einschreiben mit dem neuen Material in den Häden! Montag morgen waren auch schon die neuen Hinterreifen montiert und alle neuen Schloßbolzen verschraubt.
Frische Bremsen für meinen Passi, darunter unser bestes und einzig wirksames Mittel gegen den ungeliebten nächtlichen Besuch von Kollege Kabelbeißer.
Kurz und gut, dies war eine ereignisreiche Autofahrerwoche, die auch DotDot(..) sicher noch einige Zeit in Erinnerung bleiben wird.
Danke noch mal! Bist eben ein Könner!